Bankdrücken als Muskelaufbau Übung: Die Grundübung für die Brust

Im Artikel Grundübungen Muskelaufbau: Die 5 wichtigsten Grundübungen für effektiven Muskelaufbau habe ich die fünf Grundübungen für einen erfolgreichen Muskelaufbau vorgestellt und erklärt warum man unbedingt Grundübungen in seinen Trainingsplan aufnehmen sollte und welche Vorteile diese Grundübungen haben. Nachdem im letzten Artikel die Kniebeuge erklärt wurde, gehe ich heute näher auf die Grundübung Bankdrücken ein.

So wie die Kniebeuge das Maß für die Kraft der gesamten Beinmuskulatur ist, so bildet das Bankdrücken auf der Flachbank den Maßstab für die Kraft des Oberkörpers. Nur wenn die Muskulatur der Brust, der Arme und der Schultern perfekt zusammenarbeiten, lassen sich zufriedenstellende Leistungen im Bankdrücken erzielen.

Aus diesem Grunde ist es auch nicht immer leicht, die genauen Ursache für unbefriedigende Leistungen im Bankdrücken herauszufinden. Wenn man sich jedoch die Mechanik des Bankdrückens vor Augen führt, wird die Diagnose schon etwas einfacher.

Die Grundübung Bankdrücken

Um herauszufinden, welche Muskelgruppe beim Bankdrücken vorrangig versagt und damit Höchstleistungen im Bankdrücken verhindert, muss man mindestens einmal bis an die Leistungsgrenze gehen, indem man mit einem Gewicht, mit dem man durchschnittlich etwa 6 bis 8 Wiederholungen schafft, nun tatsächlich eine Wiederholung mehr macht als man bewältigen kann (natürlich nur mit einem guten Trainingspartner!).

Entscheidend ist nun die Phase, in der man einbricht. Hier sollte der Partner genau beobachten, ob man die Hantel noch gut von der Brust weg bekommt, sie aber beim besten Willen nicht mehr die letzten Zentimeter bis zur Ablage drücken kann, oder ob die Hantel bereits auf den ersten Zentimetern über der Brust wieder auf dieselbe hinabsinkt.

Im ersten Teil des Bankdrückens, also in dem Bereich, wo die Hantel von der Brust gelöst wird, werden vor allem die Brustmuskeln beansprucht.

Diese haben jetzt die Aufgabe, die Oberarme nach vorne, bzw. oben zu bringen. Der letzte Teil des Bankdrückens, in dem die Hantel in die höchste Position gebracht wird, besteht jedoch wesentlich darin, dass die Arme gestreckt und durchgedrückt werden müssen, der Brustmuskel hat hier nur noch wenig Arbeit zu leisten.

Wer allerdings Schwierigkeiten hat, die Hantel überhaupt von der Brust wegzubekommen, hat wahrscheinlich zu schwache Brustmuskeln. Da das Bankdrücken selbst eine der besten Übungen zur Entwicklung der Brust ist, hilft hier nur, eisern weiter zu trainieren und zunächst etwas kleinere Gewichte zu benutzen.

Ergänzend sollte man, sofern man es nicht schon macht, fliegende Bewegungen mit Kurzhanteln in das Brusttraining aufnehmen. Hilfreich ist auch ein gesondertes Training der Schultermuskulatur (Seitheben, Nackendrücken), da insbesondere der vordere Schulterkopf beim Bankdrücken beteiligt ist.

Zusammengefasst sind also folgende drei Muskelgruppen für Höchstleistungen im Bankdrücken verantwortlich:

  • Brustmuskulatur
  • Trizeps der Oberarme
  • Schultermuskulatur

Kraftgewinn beim Bankdrücken durch Abfälschen

Es gibt allerdings eine Variante des Bankdrückens, die noch eine weitere Muskelgruppe miteinschließt, die auf den ersten Blick gar nichts mit Bankdrücken zu tun hat, weil sie sich nicht auf der Vorderseite des Oberkörpers befindet.

Wer z.B. in dem Bemühen, noch ein wenig stärker zu wirken als er in Hinblick auf die gerade erwähnten drei Muskelgruppen ist, das Gesäß anhebt, wird feststellen, dass sich auf diese Weise tatsächlich erstaunliche zehn bis zwanzig Kilogramm mehr bewältigen lassen.

Dieser wundersame Kraftzuwachs rührt daher, dass nun der Oberkörper in Richtung auf das Gesäß in einem kleinen Winkel nach oben zeigt. Die Oberarme werden jetzt nicht mehr senkrecht zum Oberkörper nach vorne bewegt, sondern um eben diesen Winkel nach unten geneigt. Dies aber verschafft dem starken Latissimus des oberen Rückens eine Gelegenheit zum Einsatz, die sich in dem geschilderten Kraftzuwachs äußert.

Da aber diese Variante des Bankdrücken zumindest nicht in jedem Wettkampf gestattet ist und zudem mit erheblichen Risiken für die untere Wirbelsäule verbunden ist, sollte man von dieser Methode zur Steigerung der Kraft im Bankdrücken besser Abstand nehmen oder sie zumindest maßvoll, d.h. vielleicht noch bei einem einzigen Satz mit wenigen Wiederholungen, einsetzen.

Ich habe selbst schon Wettkämpfe gesehen, in denen dieses Abfälschen erlaubt war und in denen abenteuerliche „Brücken“ gebaut wurden, für das tägliche Training sollte man diese Variante aber besser nicht zur Regel werden lassen.

Trainingssysteme beim Bankdrücken

Ein bei vielen Bodybuildern und Kraftsportlern beliebtes Trainingsprinzip ist das der Negativwiederholungen.

Ein Gewicht, das man aus eigener Kraft nicht mehr anheben kann (das wäre eben die positive Wiederholung), wird darum mit Hilfe eines kräftigen und verlässlichen Trainingspartners zur Hochstrecke gebracht und sodann aber aus eigener Kraft langsam herabgelassen.

Die Befürworter dieser Übung behaupten, dass man damit nicht nur seine Kraft steigere, sondern vor allem ein Gefühl für das überschwere Gewicht entwickle.

Ich persönlich würde gerade beim Bankdrücken nicht zu Negativwiederholungen raten, da hierbei die Belastung im Schulter- und Ellenbogengelenk ganz sicher nicht dem Trainingszustand des Sportlers entspricht. Der behauptete Kraftzuwachs ist meiner Ansicht nach eher eine Folge der im Grenzbereich ausgeführten positiven Wiederholungen.

Zudem benötigt man gerade bei Negativwiederholungen einen guten und zugleich auch starken Trainingspartner, der mit viel Gefühl und evtl. auch schon einmal mit viel Kraft einschreiten muß.

Das Bankdrücken bietet allerdings zahlreiche Möglichkeiten andere Systeme, wie das Pyramidentraining, das Maximalkrafttraining u.v.a. einzusetzen. Der begrenzende Faktor sind in jedem Fall die Bänder und Sehnen im Bereich der Schulter- und Ellenbogengelenke, sowie diese Gelenke selbst.

Ganz offensichtlich verleitet einen die gerade im Bankdrücken bisweilen beträchtliche Kraftsteigerung zu etlichen Fehlern. So ist es sicherlich imponierend, seinen Trainingskameraden zu zeigen, dass man sich mit 100kg aufwärmen kann, man vergisst jedoch dabei, dass dies mit einem Aufwärmtraining nichts mehr zu tun hat.

Man demonstriert lediglich, dass man im kalten Zustand dieses Gewicht bewältigt, mehr nicht. Wer sich vor Augen führen will, was das bedeutet, der möge mit seinem Auto einmal jeden Tag mit kaltem Motor möglichst schnell auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen.

Wie beim kalten Bandrücken funktioniert das anfänglich, aber wie beim Bankdrücken erhöht sich dabei der Verschleiß ins Maßlose und sehr bald kommt dann der Tag, wo nichts mehr geht.

Obere und untere Brust?

Der Unterschied zwischen oberer und unterer Brust ist zwar geometrisch nicht jedoch anatomisch und biomechanisch nachvollziehbar.

Da die gesamte Muskulatur des großen Brustmuskels über ein einziges Sehnenbündel zur Schulter zieht, ist eine Isolierung einzelner Teile der Brust mit entsprechenden Übungen eher unwahrscheinlich. Wer also reverses Bankdrücken für die untere Brust und Schrägbankdrücken für die obere Brust macht, der mag dies weiterhin tun, nur sollte er sich im Klaren darüber sein was er damit trainiert.

Beim reversen Bankdrücken (also quasi mit dem Kopf nach unten) wird der Latissimus mit eingesetzt, und beim Schrägbankdrücken liegt die Betonung stärker auf der Schulter. Weil letztere meist nicht so stark ist wie der große Brustmuskel selbst, ist man in der Regel beim Schrägbankdrücken schwächer.

Es ändert sich durch diese Bankdrückarten also vor allem der Einsatz der Hilfsmuskeln. Gerade Anfänger sollten aber darauf achten, dass sie zunächst einmal in der Hauptdisziplin akzeptable Leistungen bringen, bevor sie sich mit anderen Übungen „verzetteln“.

Übungsvideo zum Bankdrücken mit Langhantel:

Übungsvideo zum Bankdrücken mit Kurzhantel:

Übungsvideo zum Bankdrücken Schrägbank:

Bankdrücken bis zum Muskelversagen?

Die beim Bankdrücken eingesetzte Muskulatur benötigt im Durchschnitt etwa zwei Tage, um sich von einer starken Anstrengung zu erholen.

Aus diesem Grunde wird man diese Übung, sofern man auf größtmögliche Kraft trainiert, theoretisch bis zu dreimal die Woche ausführen dürfen. Nun trainieren aber die meisten Kraftsportler nach einem Split-System, d.h. dass möglicherweise an einem weiteren Trainingstag die Schultern oder die Trizeps trainiert werden.

Auch hierfür gilt nun die Zwei-Tagesregel, d.h. wer an einem Tag seinen Trizeps oder seine Schulter trainiert, muss mindestens bis zum übernächsten Tag warten, um wieder effektiv Bankdrücken betreiben zu können.

In der Praxis ist es demnach weder notwendig noch zweckmäßig, öfter als zweimal in der Woche Bankdrücken im Trainingsprogramm zu haben.

Viele erfolgreiche Athleten kommen sogar mit nur einer intensiven Trainingsrunde pro Woche aus, was einem wegen der guten Erholung der Muskulatur und der beteiligten Nerven zudem die Möglichkeit bietet, sich tatsächlich von Woche zu Woche zu steigern, ohne sich zu damit zu überfordern. Selbst wer nur einmal in der Woche schweres Bankdrücken im Programm hat, wird aber nicht jedes mal bis an sein Maximalgewicht gehen.

Jeder Maximalversuch belastet Muskeln, Sehnen und Gelenke aufs äußerste. Je häufiger man seinem Körper eine solche Leistung abverlangt, desto wahrscheinlicher wird darum eine Verletzung. Auf Grund der zwangsläufig bei jedem schweren Training auftretenden Mikroverletzungen wird man zudem selbst bei günstigem Ausgang häufig eher eine Leistungseinbuße als eine Verbesserung feststellen.

In diesem Sinne…

Viel Spaß und Erfolg im Training!

Foto von Bruno Bueno: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-der-liegt-wahrend-er-langhantel-tut-2204196/

2 Kommentare on “Bankdrücken als Muskelaufbau Übung: Die Grundübung für die Brust

  1. Hallo Stefan,

    vielen dank für dein Lob. Es freut mich das dir der Blog gefällt. Ich stecke auch sehr viel Arbeit rein 😉 umso erfreulicher ist es wenn die Arbeit sich lohnt und die Artikel auch wirklich informativ sind und den Lesern weiterhelfen.

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