Das erste Konzept der Kaatsu-Methode wurde bereits vor 50 Jahren entwickelt, die neueste Generation dieses Trainings findet nun auch in Deutschland zunehmend Anhänger. Was sich hinter dem exotischen Namen verbirgt, erfährst Du hier!
Dr. Yoshiaki Sato und seine Vision
Die Grundlagen des Kaatsu-Trainings beruhen eigentlich auf einem Zufall: Dem gerade 18-jährigen Yoshiaki Sato schlafen während einer buddhistischen Meditation die Beine ein. Die traditionelle japanische Position hatte dafür gesorgt, dass die Blutzirkulation in seinen Waden blockiert war. Sato beginnt daraufhin jahrelang mit verschiedenen Abbindetechniken zu experimentieren, um mehr über die Steuerung der Blutzirkulation herauszufinden. Dabei ist er nicht zimperlich: Mit Seilen, Bändern und sogar Fahrradschläuchen probiert er unzählige Methoden an unterschiedlichen Körperteilen aus und protokolliert diese sorgfältig. Seine Feldforschung bildet die Grundlage für Kaatsu, auch Blutzirkulationstraining genannt. Sieben Jahre später landet Sato den großen Coup, wieder ausgelöst durch einen Zufall: Er bricht sich das Sprunggelenk, wobei auch der Bandapparat in seinem Kniegelenk verletzt wird. Die Ärzte teilen dem 25-Jährigen mit, dass die Heilung sechs Monate dauern wird. Das ist der Moment der Bewährung für Satos Kaatsu-Konzept: In nur sechs Wochen schafft Sato die Genesung und schockiert damit nicht nur seinen Arzt. Wie er das geschafft hat? Trotz Gips wendet er seine inzwischen entwickelten Kaatsu-Bänder am Oberschenkel an. Dreimal pro Tag macht er isometrische Übungen, bei denen er mehrere Druckintervalle von jeweils 30 Sekunden und ein paar Sekunden Pause einsetzt. Die spektakuläre Heilung verhilft der Kaatsu-Methode zum Durchbruch und Sato eröffnet sein erstes Trainingszentrum in Tokio. Hier arbeitet er hauptsächlich mit älteren Menschen und verfeinert seine Methoden weiter mit Blick auf verschiedene Altersklassen und entsprechende Beschwerden. In den 90ern lässt sich Sato seine Kaatsu-Trainingsbänder patentieren und beginnt, auch mit Profisportlern zu trainieren. Das Blutzirkulationstraining wird professionalisiert, die Forschungskooperation mit dem Universitätsklinikum von Tokio verhilft Sato zu weiterer Popularität und Anerkennung. Auch ein Ausbildungsprogramm zum Kaatsu-Master gibt es jetzt. Anfang der 2000er-Jahre entwickelt Sato weitere Ausrüstung für das Blutzirkulationstraining mit deren Hilfe der Druck auf Arme und Beine genau kontrolliert werden kann. Seit 2014 ist Kaatsu unter anderem auch in den USA und Europa vertreten. Sato entwickelt bis heute stetig neue Produkte, wie zum Beispiel die Aqua Bands, die in Kooperation mit kalifornischen Profischwimmern und Wasser-Polo-Spielern entstanden. Mit Kaatsu Deutschland gibt es nun auch hierzulande einen offiziellen Ansprechpartner. Aus der Blutzirkulationslehre nach Sato geht außerdem das Blood-Flow-Moderation- oder Blood-Flow-Restriction-Training (BFR) hervor. Im Gegensatz zum Original Kaatsu, wo die Blutzirkulation lediglich verändert werden soll, wird sie beim BFR komplett unterbrochen.
Vorteile des Kaatsu-Workouts
Genug zur Geschichte, was sind nun die konkreten Effekte, die so ein Blutzirkulationstraining nach Sato bringt? Am herausragendsten ist sicherlich, dass Muskelaufbau mit ziemlich leichten Gewichten möglich ist. Durch die kontrollierte Kompression der Blutgefäße wird das biochemische Gleichgewicht der Muskulatur massiv gestört. Dieser Reiz wiederum regt den Muskelaufbau auf die gleiche Weise an, wie beim traditionellen Krafttraining – allerdings mit minimalen Gewichten! Das Drosseln des Blutrückflusses zum Herzen hin verhilft zu einem deutlichen Kraftzuwachs und letztlich dazu, dass Du deutlich schnellere Trainingseffekte verzeichnen kannst. Das Kaatsu-Equipment ermöglicht zudem eine Feinabstimmung der Belastungsdosierung auf Deine persönlichen Bedürfnisse. Weitere Vorteile der Kaatsu-Methode sind:- Entlastung der Gelenke durch geringeres Gewicht
- durch das Training bedingte Muskelschäden werden verhindert
- Verbesserung von Gefäßfunktionen
- stärkere Ausschüttung von Wachstumshormonen
- körperweiter Effekt, wenn Ganzkörperübungen eingebaut werden
- wenig Trainingsequipment nötig
- schnellere Regeneration nach Operationen oder hohen Trainingsbelastungen
- anpassbar auf sportart- und personenspezifische Bedürfnisse
Equipment und Trainingsdauer für Kaatsu
Für ein richtiges Kaatsu-Training brauchst Du die KAATSU Air Bands. Das sind pneumatische Manschetten, die Du an Armen oder Beinen befestigst. Gesteuert wird das Ganze durch den KAATSU Master beziehungsweise KAATSU Nano. Der Master ist eher für Rehabilitationseinrichtungen und Fitnessstudios geeignet, da er nicht portabel ist. Für den mobilen Gebrauch bietet sich der Nano an. Hier können dafür nur die Trainingseinheiten von einer Person gespeichert werden. Wer Kaatsu mit Wassergymnastik oder einer anderen Wassersportart kombinieren will, kann sich Aqua Bands besorgen. Für ein effektives Training solltest Du zwei- bis fünfmal die Woche Blutzirkulationstraining betreiben. Kaatsu-Experten empfehlen eine maximale Trainingsdauer von 15 Minuten pro Tag für die Arme und 20 Minuten für die Beine. Ideal ist eine schrittweise Eingewöhnungsphase. Fang also nicht direkt mit der vollen Zeit an. Beim Kaatsu kommt es darauf an, gegen leichte Widerstände zu arbeiten. Perfekt ist hier das eigene Körpergewicht. Wer mit zusätzlichem Trainingsequipment arbeiten möchte, darf Therabänder oder auch Hanteln nehmen. Letztere sollten aber im einstelligen Kilogrammbereich bleiben!